AUDIOTECHNIK BEIM FILMEN RICHTIG NUTZEN UND EINSTELLEN

Heute zeigen wir dir, wie Du verschiedene Mikrofone nutzten kannst, für welche Situation sich welches Mikrofon eignet, welches Zubehör Du brauchst und welche Einstellungen Du an Kamera und Audioequipment vornehmen solltest!
Selbstverständlich haben wir für dich auch wieder ein Video zum Thema „Audiotechnik und Einstellungen beim Filmen“ produziert, wenn Du lieber zuhörst als durchliest. Viel Spaß!

Egal ob Mikrofon, Sendeanlage oder Audio-Recorder: Um den besten Sound für deine Videos zu erhalten, musst Du die richtigen Einstellungen kennen und verschiedene Dinge beachten.

  1. Kameramikrofone
  2. Richtmikrofone
  3. Lavaliermikrofone
  4. Aufnahmen von mehreren Personen
  5. Unsere Top-3-Tipps für guten Sound
  6. Fazit: Audiotechnik und Einstellungen beim Filmen

Kameramikrofone

Kameramikrofone sind am einfachsten zu nutzen. Diese kannst Du in der Regel am Blitzschuh deiner Kamera befestigen und anschließend mit dem integrierten Klinkenkabel einfach am Mikrofoneingang deiner Kamera anschließen. Danach gehst Du in das Menü deiner Kamera und suchst nach den Audio-Einstellungen. Im Bild siehst Du die Audio-Einstellungen unserer Sony Alpha 7 III*, diese sehen bei allen gängigen Herstellern relativ ähnlich aus. Standardmäßig ist bei deiner Kamera vielleicht auch ein automatischer Pegel eingestellt. Wenn das der Fall ist, solltest Du besser auf einen manuellen Pegel umschalten, um die volle Kontrolle über deine Aufnahme zu haben. In der Kamera stellst Du dann den Pegel so ein, dass Du bei einer normalen Gesprächslautstärke zwischen -16 und -6 DB landest.

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Ein manueller Audioaufnahmepegel gibt dir die volle Kontrolle über deine Aufnahmen, aber achte immer auf Übersteuerungen.

Achte unbedingt darauf, diesen Puffer einzuhalten, so vermeidest Du es, dass dein Signal übersteuert. Eine Übersteuerung tritt dann auf, wenn das Audiosignal die 0 DB und damit den roten Balken am Ende der Anzeige erreicht. Dabei werden Teile des Signals abgeschnitten und die Audiospur wird beschädigt. Das solltest Du auf alle Fälle vermeiden! Führe deshalb vor jedem Interview einen Soundcheck durch und passe gegebenenfalls an.

Kameramikrofone sind logischerweise meistens auf deiner Kamera angebracht, was die individuelle Positionierung ein wenig schwieriger macht. Die besten Ergebnisse erhältst Du, wenn Du so nah wie möglich an die Audioquelle herankommst. 30 – 50 cm sollten dir bereits sehr gute Ergebnisse liefern. Näher wirst Du in den meisten Fällen wahrscheinlich ohnehin nicht herankommen, schließlich willst Du ja auch noch filmen. Befindest Du dich deutlich weiter entfernt von der Audioquelle, bekommst Du tendenziell mehr Hintergrundgeräusche und eine schlechtere Tonqualität.

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Kameramikrofone können fast mit jeder Kamera genutzt werden und sind leicht zu bedienen.

Richtmikrofone

Als nächstes schauen wir uns Richtmikrofone einmal genauer an. Richtmikrofone haben in der Regel einen XLR-Anschluss und können deshalb normalerweise nicht direkt in die Kamera eingesteckt werden. Ausnahmen hierbei bieten eigentlich nur teurere Cinema-Kameras wie zum Beispiel die Canon C200. In diese kannst Du dein Richtmikrofon direkt einstecken, da diese einen XLR-Anschluss hat.

Da Du in aller Regel dein Audiosignal also nicht direkt in die Kamera speisen kannst, musst Du einen externen Recorder, wie einen Zoom H6 Audio-Recorder* nutzen. Eigentlich ist das ganz einfach. Du schließt dein Richtmikrofon mit einem XLR-Kabel an den Audiorecorder an und wählst hierfür einen der freien Inputs. Dann solltest Du natürlich eine SD-Karte in den Recorder packen, auf die Du die Tonspur aufnehmen möchtest. Und schon bist Du “good to go”! Später im Schnitt kannst Du das Audiosignal vom Richtmikrofon mit deinem Kamerabild synchronisieren.

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Der Zoom H6 Audio-Recorder* ist unser Lieblings-Audiorecorder zum Filmen.

Am besten erklären wir euch kurz, wie eine Aufnahme mit unserem Zoom H6 Audio-Recorder* abläuft. Ist der Recorder gestartet, werden auf dem Display die Pegel der einzelnen Kanäle angezeigt. Da wir das Mikrofon im ersten Kanal einstecken, müssen wir darauf achten, dass die Aufnahme des ersten Kanals auch aktiviert ist. Das wird mit den Buttons 1 – 4 gesteuert und durch entsprechende LEDs angezeigt.

L und R stehen für die H6-Mikrofone, welche auf der Oberseite angebracht werden können. 1 – 4 steht dann logischerweise für die weiteren 4 XLR-Eingänge des Recorders. Nachdem Du nun ein Signal angezeigt bekommst, solltest Du mit Hilfe dieser Gain-Regler den Pegel wieder so einstellen, dass Du zwischen -16 und -6 DB landest und keine Übersteuerung bekommst. Anschließend kannst Du mit dem großen Aufnahmeknopf die Aufnahme starten und stoppen. Solltest Du zwei Mikrofone, beispielsweise auf Kanal 1 und 2 eingesteckt haben, werden hierfür einzelne Dateien abgelegt, so hast Du in der Nachbearbeitung maximale Flexibilität.

Was die Positionierung von Richtmikrofonen angeht, bist Du deutlich flexibler im Vergleich zu Kameramikrofonen. Du kannst zum Beispiel eine zweite Person mit Recorder und einer Tonangel auf deine Drehs mitnehmen. Diese kann dann je nach Setting mit dir mitlaufen und bringt das Mikrofon so näher an die Audioquelle. Wenn Du stattdessen ein Interview an einer festen Position filmen möchtest, kannst Du das Richtmikrofon mit der Tonangel in einem Stativ aufhängen. Achte bei beiden Varianten darauf, so nah wie möglich an die Tonquelle zu kommen, ohne dass das Mikrofon im Bild sichtbar wird.

Als nächstes solltest Du das Richtmikrofon nicht direkt auf den Mund der interviewten Person richten, da Du sonst eventuell Atem- und Schmatzgeräusche in den Aufnahmen hast. Richte es  stattdessen am Mund vorbei auf das Kinn oder die Brust der interviewten Person. So bekommst Du einen optimalen Sound ohne Störgeräusche.

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Richtmikrofone erfordern oft XLR-Anschlüsse und 48V-Phantomspeisung.

Lavaliermikrofone

Lavaliermikrofone sind optimal für maximale Flexibilität während dem Dreh. Sie eignen sich gut für Personen, welche sich bewegen oder Situationen wie Hochzeiten in der Kirche, wo große Mikrofonaufbauten eher unpraktisch sind. Wir persönlich nutzen die Sennheiser G4 Lavaliermikrofone oder das RODE Filmmaker Kit*, welches vielseitig genutzt werden können. Im Lieferumfang enthalten sind sowohl Klinke als auch XLR-Anschlusskabel. So können wir diese entweder direkt in die Kamera einspeisen oder via XLR in unseren externen Recorder.

Die G4’s kommen im Zweier-Set, dabei handelt es sich nämlich um Sender und Empfänger, was dir eine kabellose Aufnahme ermöglicht. Der Sender hat oben einen Anschluss, welcher mit „Mic“ beschriftet ist, hier steckst Du das mitgelieferte Lavaliermikrofon ein und befestigst den Sender an der sprechenden Person. Üblicherweise platziert man ein Lavaliermikrofon am Kragen der interviewten Person und versteckt das Kabel unter einem Hemd oder T-Shirt. Wenn Du nicht möchtest, dass das Lavaliermikrofon zu sehen ist, kannst Du es auch unter das T-Shirt tapen, allerdings kann es dann passieren, dass man Störgeräusche bekommt, wenn die Kleidung am Mikrofon reibt. Nachdem Du das Mikrofon an der gewünschten Stelle angebracht hast, schauen wir uns mal die G4’s genauer an. Der Empfänger ist oben mit „AF Out“ beschriftet, von hier aus kannst Du mit den mitgelieferten Kabeln entweder direkt in eure Kamera oder in einen externen Recorder einspeisen.

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Die Sennheiser G4 sind mit ca. 500 € nicht gerade günstig. Eine preisgünstigere Alternative bietet das RODE Filmmaker Kit*.

Beginnen wir einfach mit der Aufnahme direkt in die Kamera. Mit dem mitgelieferten Blitzschuhadapter kannst Du den Empfänger direkt auf deine Kamera schrauben und diesen mit dem Klinkenkabel direkt in den Mikrofoneingang der Kamera speisen. Nachdem Du alles verkabelt hast, kannst Du die Sennheiser G4s einschalten, indem Du die Buttons im Batteriefach ein paar Sekunden drückst. Anschließend musst Du darauf achten, dass sowohl Sender als auch Empfänger auf der gleichen Frequenz laufen. Sollte das nicht der Fall sein, kannst Du das einfach im Menü anpassen. Auch solltest Du darauf achten, dass beim Empfänger 0 DB Output eingestellt sind, so bekommst Du die beste Klangqualität. In den Audioeinstellungen deiner Kamera machst Du dann im Prinzip das selbe wie beim Kameramikrofon, Du schaltest gegebenenfalls auf „manuell“ um und stellst den Pegel so ein, dass Du an der lautesten Stelle bei ca. -6 DB bist.

Wenn Du auf maximale Qualität achten möchtest, dann empfehlen wir dir, nicht direkt in die Kamera, sondern in einen externen Recorder wie diesen Zoom H6 Audio-Recorder* aufzunehmen. Da externe Recorder üblicherweise bessere Vorverstärker haben, dürfte die Audioqualität dadurch etwas besser sein. Allerdings musst Du dann die Audioaufnahme anschließend mit dem Bild deiner Kamera synchronisieren, was später im Schnitt zu einem zusätzlichen Arbeitsschritt führt.

Möchtest Du also mit einem externen Recorder aufnehmen, dann nutze das andere Kabel mit XLR-Anschluss und verbinde damit den Output deines Empfängers mit dem Input des Recorders. Anschließend schalte wieder beide G4’s ein und nun kannst Du wie beim Richtmikrofon mithilfe des Gain-Reglers an deinem Recorder den Pegel so einstellen, dass Du an der lautesten Stelle bei ca. -6 DB bist. Dann musst Du nur noch auf Aufnahme drücken und schon hast du den Lavaliersound auf einer SD-Karte aufgenommen.

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In deinem Schnittprogramm kannst Du automatisch separat aufgenommene Audiospuren mit deinem Bildmaterial synchronisieren.

Aufnahmen von mehreren Personen

Möchtest Du mehrere Personen aufnehmen, solltest Du in der Regel zu mehreren Richtmikrofonen oder mehreren Lavaliermikrofonen greifen. Diese kannst Du dann, wie bereits beschrieben, mit einem externen Recorder aufnehmen. Unser Zoom H6 Audio-Recorder* bietet hier zum Beispiel 4 XLR-Eingänge und damit bis zu 4 Mikrofone gleichzeitig. Während Du bei mehreren Lavaliermikrofonen logischerweise jeder Person ein Mikrofon anheftest und bei mehreren Richtmikrofonen jede Person ein Mikrofon bekommt, gestaltet sich die Nutzung eines einzelnen Mikrofons bei mehreren Personen etwas komplizierter.

Filmst Du zum Beispiel ein Interview mit zwei Personen, welche nebeneinander sitzen, könntest Du ein Richtmikrofon zwischen diesen Personen ausrichten. So bekommst Du bereits einen relativ guten Sound. Besser wäre es, in solchen Situationen eine Extraperson mit Tonangel mitzubringen, welche sich flexibel mit dem Mikrofon bewegen kann. Wann immer es aber geht, solltest Du mehrere Mikrofone nutzen.

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Mit einem Audiorecorder kannst Du mehrere Mikrofone betreiben und diese Spuren anschließend einzeln bearbeiten.

Unsere Top-3-Tipps für den besten Sound

Unabhängig davon, welches Mikrofon Du verwendest, ob Du direkt in die Kamera aufnimmst oder einen Recorder nutzt, solltest Du – sofern möglich – während der gesamten Aufnahme Kopfhörer nutzen und den aufgenommenen Sound abhören. So kannst du nebenbei kontrollieren, ob es Störgeräusche, Übersteuerungen oder Versprecher in den Aufnahmen gibt. Dann kannst Du rechtzeitig eingreifen und die Aufnahme wiederholen. Da wir meistens zu zweit auf Dreh sind, kümmert sich Julian um den Sound und ich mich um die Kameras. So kann sich jeder voll konzentrieren und wir bekommen das beste Ergebnis. Solltest Du also die Möglichkeit haben, eine zusätzliche Person für den Sound mitzunehmen, ist das sicherlich eine gute Idee. Hier noch unsere Top-3-Tipps für guten Sound in deinen Videos:

Tipp 1: Location. Achte unbedingt darauf, wo Du filmst und wie laut es in der jeweiligen Umgebung ist. Störgeräusche und lautes Hintergrundbrummen lässt sich nur schlecht und manchmal gar nicht aus den Aufnahmen entfernen. Solltest Du also die Möglichkeit haben, empfehle ich dir für Interviews und Tonaufnahmen einen möglichst ruhigen Ort zu suchen. Filmst Du draußen und hast leider einen besonders windigen Tag erwischt, solltest Du dein Mikrofon vor diesem Wind schützen. Suche dir dafür entweder einen windstilleren Ort oder nutze einen Windschutz, um nervige Hintergrundgeräusche zu vermeiden. Filmst Du in einem Raum, welcher stark hallt, kannst Du mit einem Akustikvorhang oder Akustikabsorbern Abhilfe schaffen. So reduzierst Du den Hall und bekommst deutlich bessere Aufnahmen.

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Akustikabsorber oder Akustikvorhänge helfen dir dabei, starken Hall schon bei der Audio-Aufnahme zu vermeiden.

Tipp 2: Testen. Du solltest in jedem Fall den Sound vorab testen, abhören und bei Bedarf anpassen. Oft kommt es vor, dass interviewte Personen im Lauf eines Gesprächs selbstbewusster und damit lauter werden. Behalte deshalb stets den Audiopegel im Blick und passe diesen an, falls du in einen kritischen Bereich kommst. Nichts ist ärgerlicher als später im Schnitt festzustellen, dass der beste Take übersteuert ist. Und glaube mir, es ist immer der beste Take. Nimm dir also zu Beginn des Drehs ausreichend Zeit, um den Pegel richtig einzustellen und prüfe vor Drehbeginn nochmal, ob wirklich alle Geräte laufen und die Aufnahme gestartet ist, so sparst du dir üble Überraschungen.

Tipp 3: Backup. Solltest Du etwas Budget oder noch ein weiteres Mikrofon übrighaben, schadet es nicht, ein Sound-Backup zu nutzen. Wann immer wir können, nehmen wir mit mehreren Mikrofonen auf, um das Risiko zu minimieren. Üblicherweise nutzen wir bei Interviews zum Beispiel ein Richtmikrofon, welches wir mit dem Zoom H6 Audio-Recorder* extern aufnehmen, da wir hier den besten Sound bekommen. Zudem platzieren wir gerne zusätzlich noch ein Lavaliermikrofon, welches wir direkt in die Kamera einspeisen als Backup. Falls nun das Richtmikrofon übersteuert, es ein Wackelkontakt gibt, die Batterie am Recorder aufgibt oder die SD-Karte kaputt ist, haben wir immer noch eine professionelle Audiospur, welche wir dann im Schnitt nutzen können.

Equipment

Kameras,
Licht
& Ton

Unsere Favoriten

Fazit: Audiotechnik und Einstellungen beim Filmen

Wir hoffen, Du hast jetzt alles gelernt, was Du für guten Sound in deinen Videos wissen musst. Du weißt nun, wie man Kameramikrofone, Richtmikrofone und Lavaliermikrofone am besten nutzt, wie Du deine Hardware einstellen musst und auf was Du sonst noch so achten musst. Achte beim Filmen immer auf Umgebungsgeräusche, höre die Tonspur dauerhaft ab und habe wenn möglich ein Backup dabei. Dann solltest Du es immer schaffen, guten Sound für deine Videos aufzunehmen! Falls Du jetzt noch auf der Suche nach dem richtigen Equipment bist, findest Du hier übrigens nochmal einen Beitrag über unsere Lieblingsmikrofone.