KOMPOSITION BEIM FILMEN | FILMEN WIE IN HOLLYWOOD

Heute geht es um die Komposition beim Filmen. Wir zeigen dir, wie Du dein Bild einrichten solltest, warum Du manchmal dein Bild dritteln solltest, was Headroom bedeutet und wie dein Video mit wenigen Schritten einen professionellen Look bekommt! Selbstverständlich haben wir für dich auch wieder ein Video zum Thema „Komposition, Leitende Linien, Goldener Schnitt und Co. beim Filmen“ produziert, wenn Du lieber zuhörst als durchliest. Viel Spaß!

Komposition, Leitende Linien, Goldener Schnitt, Kontraste und Belichtung. Beim Filmen kannst Du dir verschiedene Stilmittel zunutze machen, um deine Story zu vermitteln:

  1. Die Rolle der Komposition
  2. Das Hauptmotiv im Bild
  3. Die Ausrichtung deiner Kamera
  4. Die Rule of Thirds (Drittelregel)
  5. Der Headroom
  6. Die Symmetrie
  7. Leitende Linien
  8. Die Tiefenschärfe
  9. Framing des Motivs
  10. Kontraste im Bild
  11. Fazit: Komposition beim Filmen

Die Rolle der Komposition

Als erstes schauen wir uns an, warum Komposition so wichtig ist. Durch Bildkomposition führst Du die Augen des Zuschauers und lenkst deren Blick, um eine Geschichte zu erzählen. Deshalb ist die erste Regel der Komposition zu überlegen, was im Bild zu sehen sein soll und was nicht, wohin der Zuschauer schauen soll und wohin nicht und vor allem, welche Emotionen erzeugt werden sollen und welche nicht. Um diese Dinge zu steuern, können wir als Filmemacher in eine große Trickkiste greifen und uns hier einiger Stilmittel bedienen. Diese helfen uns dann dabei, die gewünschte Reaktion zu erzeugen.

Zunächst zeigen wir dir einige Grundlagen der Komposition, damit einem professionellen Bild nichts mehr im Weg steht, anschließend erklären wir dir, wie Du mit bestimmten weiteren Techniken mehr Tiefe in dein Bild bringst, um Hollywood noch ein Stück näher zu kommen. Zum Schluss erklären wir dir dann, wie Du mit Kontrasten die Augen deiner Zuschauer lenken kannst, um neben einen professionelleren Look auch eine gute Story zu übermitteln. Los geht’s!

Das Hauptmotiv im Bild

Das Hauptmotiv im Bild sollte logischerweise immer prominent in deinem Bild platziert werden. Filmst Du zum Beispiel ein einfaches Produktvideo, dann sollte hauptsächlich das Produkt zu sehen sein, filmst Du eine Hochzeit, dann sollte das Brautpaar und vielleicht einige Gäste als Hauptmotiv gewählt werden. So solltest Du dir Shot für Shot überlegen, auf welches Objekt Du einen Fokus legen möchtest.

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Bevor deine Zuschauer wissen, wo sie hinschauen müssen, musst Du dir sicher sein und ein Hauptmotiv wählen.

Auf dem Beispielbild oben ist man sich aufgrund mangelnder Komposition nicht wirklich sicher, wohin man schauen soll. Es gibt kein wirkliches Hauptmotiv, welches im Fokus steht, was für Verwirrung beim Zuschauer sorgt. Achte also darauf, dein Hauptmotiv immer so groß wie möglich darzustellen und damit das Bild zu füllen. Dann wissen deine Zuschauer sofort, wohin sie schauen sollen. Du merkst also, es kommt nicht nur darauf an, was im Bild zu sehen ist, sondern auch darauf, was nicht im Bild zu sehen ist.

Personen, Objekte oder ein unaufgeräumter Hintergrund lenken die Aufmerksamkeit weg von deinem Hauptmotiv und lassen Filmaufnahmen unprofessionell wirken. Falls Du nicht die volle Kontrolle über den Hintergrund oder einfach schlicht zu wenig Platz hast, kannst Du dir mit einer niedrigeren Blende oder einer höheren Brennweite Abhilfe schaffen. Dadurch erhältst Du nämlich eine niedrigere Tiefenschärfe und kannst dein Hauptmotiv im Fokus behalten, während der Hintergrund unscharf wird. Dadurch fallen störende Elemente im Hintergrund nicht mehr besonders auf.

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Durch eine niedrigere Tiefenschärfe fallen störende Objekte im Hintergrund nicht mehr so stark auf.

Die Ausrichtung deiner Kamera

Die Ausrichtung ist wohl die wichtigste Grundlage der Komposition. Vernachlässigt man diese, wird es schwer, noch einen professionellen Look zu bekommen. Hierbei solltest Du darauf achten, das deine Kamera parallel zum Horizont oder parallel zu Objekten im Bild ausgerichtet ist. Dies kannst Du einfach prüfen, indem Du dir eine Gitterlinie in der Kamera anzeigen lässt.

Anschließend richtest Du diese so aus, dass sie parallel zur Szene steht. Natürlich kannst Du hier jederzeit Korrekturen in der Nachbearbeitung machen, allerdings musst Du für eine nachträgliche Drehung des Bildes ins Bild croppen, wodurch Du möglicherweise ein bisschen Qualität verlierst. Achte also deshalb schon beim Filmen darauf, die Kamera im richtigen Winkel zu positionieren. Natürlich darfst Du hier auch Ausnahmen machen, wenn Du kreativer mit deinen Aufnahmen werden oder einen besonderen Winkel nutzen möchtest. Zielst Du aber auf eine ruhige Aufnahme ab, achte auf die Ausrichtung deiner Kamera.

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Richte deine Kamera anhand von horizontalen und vertikalen Linien im Bild aus.

Die Rule of Thirds (Drittel-Regel)

Die Rule of Thirds oder, wie sie im Deutschen genannt wird, die „Drittel-Regel“, gehört zu den absoluten Grundlagen beim Filmen und Fotografieren. Sie ist an den sogenannten „Goldenen Schnitt“ angelehnt und besagt, dass ein Bild besonders ästhetisch wirkt, wenn dessen Hauptmotiv sowohl waagerecht als auch senkrecht betrachtet auf einem Drittel platziert wird.
Filmst Du also zum Beispiel eine Person, solltest Du darauf achten, das dein Model sich vertikal gedrittelt im Bild befindet. Außerdem sollten sich die Augen dabei in der Regel auf der oberen waagrechten Linie befinden. Wenn Du jetzt noch darauf achtest, dass die interviewte Person ins Bild schaut, also sich die lange Seite des Bildes vor dem Gesicht und die kurze Seite hinter dem Kopf befindet, dann bekommst Du den professionellen Bild- Look, wie Du ihn aus Filmen oder Dokumentationen kennt. Das liegt daran, dass Du die Person nun mit Hilfe der Rule of Thirds in deinem Bild platziert hast!

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Bei Interviews oder Aufnahmen von Personen kannst Du dich fast immer auf die Rule of Thirds verlassen.

Filmst Du hingegen Landschaften, Immobilien oder machst Luftaufnahmen mit einer Drohne, ist für dich die Drittelung des Horizontes besonders wichtig. Je nach dem, wo sich dein Hauptmotiv befindet, richtest Du dieses nämlich auf der oberen oder unteren waagerechten Linie der Drittelung aus. Befindet sich dein Hauptmotiv auf dem Boden, solltest Du deine Horizontlinie auf die obere Linie legen, um deinem Objekt mehr Platz im Bild zu geben. Möchtest Du stattdessen den Blick auf den Himmel oder das obere Drittel deines Bildes lenken, dann platziere den Horizont auf der unteren Linie. So wissen deine Zuschauer später intuitiv, wo sie hinsehen müssen.

Um die Rule of Thirds zu üben oder im Gedächtnis zu behalten, kannst Du dir bei praktisch jeder Kamera ein Drittel-Raster einblenden lassen. So musst Du beim Filmdreh nur darauf achten, dein Motiv auf diesem Raster zu platzieren. Damit gelingt es dir garantiert, einen professionelleren Film-Look zu erhalten!

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Auch der Horizont lässt sich dritteln! Das wird besonders bei Drohnenaufnahmen wichtig.

Der Headroom

Der Headroom beschreibt den Platz über deinem Hauptmotiv bis zum oberen Ende des Bildes. Hier solltest Du darauf achten, dass dieser nicht zu klein, aber auch nicht zu groß ist, sonst verschenkst Du zu viel Platz im Bild oder schneidest versehentlich dein Hauptmotiv an. Speziell beim Filmen von Interviews ist die richtige Wahl des Headrooms entscheidend für einen professionellen Look.

Als Hilfe kannst Du dich auch hier auf das Drittel-Raster deiner Kamera verlassen. Versuche hierbei die Augen der sprechenden Person auf der oberen horizontalen Linie zu platzieren. Möchtest Du beim Filmen von Personen besonders nah an das Gesicht heran, sodass nicht mehr der ganze Kopf ins Frame passt, solltest Du tendenziell lieber oben auf einen Teil des Kopfes verzichten und unten Mund und Kinn im Bild lassen, da man so die Person noch sprechen sehen kann.

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Die Wahl des richtigen Headrooms in Kombination mit der Rule of Thirds sind die wichtigsten Schritte zum professionellen Interview.

Die Symmetrie

Die nächste Methode, um eine gute Komposition in deine Bilder zu bekommen, klingt zunächst wie ein Widerspruch zur Rule of Thirds. Es geht nämlich um Symmetrie. Optional zur Rule of Thirds kannst Du dein Hauptmotiv nämlich auch im Zentrum deines Bildes platzieren, um einen symmetrischen Look zu erhalten. Spricht eine Person zum Beispiel direkt in die Kamera, statt in einem üblichen Interview-Setup mit einer Person zu sprechen, kannst Du diese auch direkt in der Bildmitte platzieren. Dieser Look eignet sich besonders, wenn Du die passende Location dafür hast. Hat die ganze Szene einen symmetrischen Look und Linien, welche zur Mitte des Bildes verlaufen, solltest Du das unbedingt nutzen.

Falls Du bereits eines unserer Youtube-Videos gesehen hast, fragst Du dich jetzt vielleicht, warum wir dort üblicherweise im Drittel des Bildes sitzen, obwohl wir direkt in die Kamera sprechen. Das hat einen einfachen Grund! Wir nutzen diese Aufteilung des Bildes, da wir oft Grafiken oder Videos einblenden, welche wir dann ganz einfach rechts in der freien Fläche platzieren. Würden wir stattdessen mittig im Bild sitzen, wäre das Einblenden von Grafiken nicht ganz so einfach.

Nachdem wir nun die Grundlagen der Komposition besprochen haben, möchten wir dir noch einige Tools an die Hand geben, welche dir dabei helfen, mehr Tiefe in deinen Aufnahmen zu erzeugen. Aufnahmen, welche viel Tiefe haben und damit einen Raum erzeugen, wirken besonders professionell und sind in praktisch jedem Hollywood-Film zu finden. Versuche, mit folgenden Techniken mehr Tiefe in deine Bilder zu bringen, Du wirst es sicher nicht bereuen.

Leitende Linien

Sogenannte Leitende Linien helfen dir relativ einfach dabei, mehr Tiefe in einem Bild zu erzeugen. Diese laufen in Richtung Bildmitte und sorgen so für einen schönen Tiefeneffekt. Beispiele hierfür sind Straßen, Wege, Gebäude, Brücken oder was Du auch sonst noch so findet.

Wann immer Du also auf einem Dreh bist, kannst Du dich nach diesen Linien umsehen, um dein Footage noch professioneller zu machen. Filmst Du ein Interview, kannst Du dich auch nach Linien umschauen, welche dann zur interviewten Person führen. Dies sorgt dafür, dass die Blicke der Zuschauer automatisch auf dein Hauptmotiv gelenkt werden.

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Leitende Linien führen die Augen deiner Zuschauen direkt zu deinem Motiv.

Die Tiefenschärfe

Mit einer niedrigen Blendenzahl oder einer hohen Brennweite sorgst Du für eine niedrigere Tiefenschärfe. Dadurch entsteht der allseits beliebte „unscharfe Hintergrund“ oder auch Bokeh genannt. Wie Du dir jetzt wahrscheinlich bereits denken kannst, ist auch diese Technik perfekt dazu geeignet, Tiefe in einem Bild zu erzeugen. Hast Du nämlich ein fokussiertes Objekt im Vordergrund und dazu einen unscharfen Hintergrund, sorgt das für Tiefe. Möchtest Du jetzt noch einen drauflegen, kannst Du ein weiteres Objekt in den unscharfen Vordergrund packen umso eine maximale Tiefe zu erzeugen. Nutzt Du also die Kombination aus unscharfem Vordergrund, scharfem Hauptmotiv und unscharfem Hintergrund, erzeugst Du damit maximale Tiefe und einen coolen Look in deinen Aufnahmen.

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Ein unscharfer Hintergrund (Bokeh) leitet die Augen deiner Zuschauer zum scharfen Bereich deines Bildes.

Framing des Motives

Die letzte Technik für die Erzeugung von Tiefe ist das sogenannte Framing. Hierbei versuchst Du, dein Hauptmotiv mit gestalterischen Elementen einzurahmen. Du filmst es beispielsweise durch eine geöffnete Tür oder innerhalb eines Torbogens. Architektur und Bauten wie Brücken eignen sich hierbei immer hervorragend. Durch den Rahmen erzeugst Du in deinem Bild wieder die gewünschte Tiefe und damit einen coolen Look.

Kontraste im Bild

Nachdem wir uns nun die Grundlagen und das Erzeugen von Tiefe mittels Komposition angeschaut haben, werfen wir einen Blick auf das Thema Kontraste. Kontraste helfen dir neben den bereits beschriebenen Methoden, den Blick deiner Zuschauer zu lenken. Kontraste können hierbei auf verschiedene Arten erzeugt werden. Ein gutes Beispiel, welches wir bereits besprochen haben, ist die Tiefenschärfe.

Dadurch, dass nur ein Teil deines Bildes scharf dargestellt wird, wandert der Blick der Zuschauer auf diese Stelle. Zusätzlich zur Schärfe deines Bildes kannst Du zum Beispiel auch gewisse Farben nutzen. Hat dein Hauptmotiv die gleiche oder eine ähnliche Farbe wie der Hintergrund, hebt sich dieses nicht besonders gut ab und rückt nicht in den Fokus. Wählst Du stattdessen eine gänzlich andere Farbe, kannst Du so den Blick auf dein Hauptmotiv lenken. Der wohl beliebteste Weg, Kontrast zu erzeugen, funktioniert über die Beleuchtung deines Bildes.

So kann auch mittels Beleuchtung ein Hauptmotiv im Bild etabliert werden. Das Ganze funktioniert im Prinzip relativ einfach: Das menschliche Auge ist daran gewöhnt, zunächst die hellen Stellen in einem Bild zu betrachten und hier den Fokus zu legen. Möchtest Du also ein gewisses Objekt oder eine bestimmte Person im Bild etablieren, solltest Du dieses heller beleuchten.

Equipment

Kameras,
Licht
& Ton

Unsere Favoriten

Fazit: Komposition, Leitende Linien, Goldener Schnitt und Co. beim Filmen

Zusammenfassend kannst Du also verschiedene Techniken der Komposition nutzen, um dein Bild aufzubauen, Emotionen zu erzeugen und einen coolen Look zu bekommen. Dabei kannst Du gerne ab und zu versuchen, von den „Regeln“ abzuweichen, wenn Du bestimmte Gefühle vermitteln möchtest. Willst Du zum Beispiel „Unwohlsein“ zeigen, dann wähle doch eine Komposition, welche auf Symmetrie und Drittelung gänzlich verzichtet. Kennst Du also die Regeln, dann kannst Du sie auch bewusst brechen!

Wir hoffen, dass Du nun einen guten Überblick zum Thema Komposition bekommen hast. Du kennst nun die Grundlagen, weißt wie Du Tiefe erzeugst und wie Du mittels Kontrasten den Blick deiner Zuschauer lenken kannst. Wir wünschen dir jetzt ganz viel Spaß beim Ausprobieren!