EINSTELLUNGSGRÖßEN & KAMERAPERSPEKTIVEN

Heute schauen wir uns einmal die Einstellungsgrößen und coolsten Kameraperspektiven für Videos an. So bekommt ihr in Zukunft mehr Abwechslung in eure Videos und schafft mehr Spannung.

Im folgenden Beitrag lernt ihr alle „Lehrbuch-Einstellungsgrößen“ und bekommt dazu noch ein paar zusätzliche Kameraperspektiven, welche wir am liebsten nutzen. Selbstverständlich haben wir für euch auch wieder ein Video zum Thema „Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven“ produziert, wenn ihr lieber zuhören möchtet. Viel Spaß!

Wir reden gar nicht lange um den heißen Brei und fangen direkt mit dem ersten kostenlosen Videoschnittprogramm und gleichzeitig unserem absoluten Favoriten an:

  1. Warum Einstellungsgrößen?
  2. Einstellungsgröße: Die Supertotale
  3. Einstellungsgröße: Die Totale
  4. Einstellungsgröße: Die Halbtotale
  5. Einstellungsgröße: Die Amerikanische
  6. Einstellungsgröße: Die Halbnahe
  7. Einstellungsgröße: Die Nahe
  8. Einstellungsgröße: Die Großaufnahme
  9. Einstellungsgröße: Der Over The Shoulder Shot
  10. Einstellungsgröße: Der POV-Shot
  11. Tipps zum Thema Einstellungsgrößen
  12. Fazit: Einstellungsgrößen

Warum eigentlich unterschiedliche Einstellungsgrößen und Perspektiven?

Zuerst möchten wir uns mal die Frage stellen, warum verschiedene Kameraperspektiven so wichtig sind. Dafür gibt es im Wesentlichen 4 Gründe.

Nummer 1: Komplexität: Mit verschiedenen Kameraperspektiven schafft ihr mehr Komplexität und Zuschauer*innen können eure Szene aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Dadurch bekommen diese ein besseres Verständnis der Situation und können dem Inhalt besser folgen.

Nummer 2: Ihr habt es nachher leichter im Schnitt! Wenn ihr schon beim Filmen eurer Projekte darauf achtet verschiedene Perspektiven zu filmen könnt ihr darauf im Schnitt eine Story aufbauen, habt mehr Auswahl und bestimmt immer einen guten Take dabei!

Nummer 3: Emotionen: Verschiedene Kameraperspektiven schaffen verschiedene Emotionen. Zum einen kann man dadurch die Gefühle der Schauspieler*innen veranschaulichen aber auch gewisse Emotionen bei den Zuschauer*innen auslösen. Diesen Effekt kennt man häufig von Horrorfilmen, dazu aber später mehr.

Nummer 4: Immer das gleiche Bild oder die gleiche Einstellung wirken oft langweiliger oder trauriger. Das ist in den meisten Fällen nicht unbedingt das Ziel, kann aber auch bewusst eingesetzt werden, wenn man diese Emotionen vermitteln möchte.

Jetzt da wir wissen, warum man verschiedene Kameraperspektiven und Einstellungen nutzen sollte, schauen wir doch einfach direkt mal unsere Top 10 der Einstellungen an und erklären, wann man diese nutzen sollte. Kleiner Disclaimer vorweg wir schauen uns nach den „Lehrbuch-Einstellungen“ noch ein paar Variationen an, um noch mehr aus unseren Videos rauszuholen.

Einstellungsgröße: Die Supertotale

Die Supertotale oder im englischen der „Wide-Shot“ wird oft zum Beginn einer Szene als „Establishing Shot“ genutzt. Hier sollen Zuschauer*innen einen Gesamteindruck der Umgebung bekommen und verstehen, wo die Szene stattfindet. Zudem kann man das Hauptmotiv mit einer Supertotalen auch verloren wirken lassen und damit Emotionen wie Einsamkeit vermitteln. Diese Einstellung wird in der Regel auf einem sehr weitwinkligen Objektiv aufgenommen, sodass man die Umgebung maximal erfassen kann.

Einstellungsgröße: Die Totale

Die Totale oder im englischen der „Long-Shot“ wird ebenfalls oft für einen „Establishing Shot“ genutzt. Hier möchte man aber bewusst direkt einen größeren Fokus auf das Hauptmotiv lenken und füllt oft sogar nahezu die gesamte Bildhöhe mit diesem. Zudem wirkt diese Einstellung nicht ganz so verloren wie die Supertotale und kann am besten mit einer höheren Brennweite in Kombination mit einem größeren Abstand geshooted werden.

Einstellungsgröße: Die Halbtotale

Die Halbtotale oder im englischen der „Medium-Long-Shot“ wird gerne genutzt um die ganzheitlichen Handlungen einer Person zu zeigen, hierbei füllt das Hauptmotiv die gesamte Bildschirmhöhe von Kopf bis Fuß und man erkennt alle Bewegungen im Detail. Diese Einstellung erreicht man am besten mit einem eher größeren Abstand und einer mittleren Brennweite.

Einstellungsgröße: Die Amerikanische „Cowboy-Shot“

Die Amerikanische oder im englischen der „Cowboy-Shot“ zeigt das Hauptmotiv vom Knie aufwärts. Maßgeblich für die Namensgebung waren die alten Cowboy-Western-Filme. Hier wollte man eine möglichst nahe Aufnahme, welche aber immer noch den Revolver der Cowboys im Halfter zeigt. Diese Einstellung nutzt man dabei logischerweise, wenn Details im Hüftbereich wie ein Revolver zu sehen sein sollen. Ihr könnt euch also Denken, dass sich die Nutzung dieser Einstellungsgröße in Grenzen hält. Genau wie die Halbtotale wird diese Einstellung mit einem eher größeren Abstand und einer mittleren Brennweite gefilmt.

Einstellungsgröße: Die Halbnahe

Die Halbnahe oder im englischen der „Medium-Shot“ ist üblicherweise von der Hüfte Aufwärts und zeigt damit den gesamten Oberköper einer Person. So kann man den Handlungen oder dem Sprechtext dieser Person besonders gut folgen und wird nicht zu sehr von der Umgebung abgelenkt. Wir nutzen diese Einstellung sehr häufig für Interviews mit einer Brennweite von ca. 50mm auf einer Full-Frame-Kamera. So erreichen wir eine angenehme Einstellung, da diese Einstellung dem menschlichen Auge mit einer natürlichen Distanz zum Hauptobjekt entspricht.

Einstellungsgröße: Die Nahe

Von der Halbnahen kann man auch noch ein Stück näher rangehen und ca. den halben Oberkörper einer Person einfangen. Hierbei entsteht die sogenannte Nahe oder im englischen „Medium-Close-Up-Shot). Hierbei sieht man dem Hauptobjekt direkt in die Augen und fühlt sich so, als wäre man selbst Teil der Szene, da die Distanz zum Objekt unnatürlich nahe ist.

Einstellungsgröße: Die Großaufnahme

Die Großaufnahme oder im englischen der „Close-Up-Shot“ ist unsere zweite Lieblingseinstellung für Interviews oder Talking-Head Videos. Hierbei Filmt man ca. von der Schulter aufwärts bis zu den Haaren und füllt damit das gesamte Format. Diese Einstellung eignet sich neben Dialogen auch für die Emotionale Interaktion zwischen Personen. Gefilmt werden Großaufnahmen eher in höheren Brennweiten zwischen 70 und 100mm.

Einstellungsgröße: Die Detailaufnahme

Als nächstes schauen wir uns mal die Detailaufnahme oder auch den „Extreme-Close-Up-Shot“ an. Dieser wird genutzt um den Fokus der Zuschauer*innen auf ein bestimmtes Detail, wie Augen, Mund oder Gegenstände zu richten. So kann man nicht nur Abwechslung im Bild erzeugen, sondern auch eine Story aufbauen. Bei Detailaufnahmen sollte man darauf achten, dass der Fokus auf das Detail klar ist, hierbei sollte ein Key-Visual den gesamten Screen füllen. Gefilmt werden Detailaufnahmen ebenfalls eher mit höheren Brennweiten zwischen 70 und 100mm.

Der „Over The Shoulder Shot“

An dieser Stelle wären wir in der Theorie durch mit den klassischen „Einstellungsgrößen“ allerdings kann man mit Kameraperspektiven und Winkeln noch ein bisschen mehr aus Videos herausholen, weshalb wir uns jetzt noch ein paar Varianten genauer anschauen.

Eine weitere sehr beliebte Kameraperspektive ist der sogenannte „Over the Shoulder Shot“, welcher wie der Name schon sagt über die Schulter einer Person gefilmt wird. Dieser Shot kann genutzt werden um eine Person in Bewegung zu Begleiten oder um ein Gespräch zwischen zwei Personen zu filmen. Hierbei kann man je nach Hauptobjekt zwischen Weitwinklig oder Tele wechseln um die Einstellung anzupassen.

Der „POV Shot“

Die letzte Einstellung, welche wir uns ansehen ist die POV also Point of View Einstellung, hier lässt man die Zuschauer*innen das geschehen aus den Augen der Hauptfigur erleben. Dadurch fühlt man sich in die Handlung hineinversetzt und als Teil des Geschehens. Diese Einstellung kennt man oft von Action filmen, wenn Charaktere durch ein Fernglas oder Nachtsichtgerät blicken. Zudem wird hier oft ein leichtes wackeln der Kamera genutzt um das Bild authentischer zu machen.

Tipps zum Thema Einstellungsgrößen

Das waren jetzt einmal unsere Top 10 an Einstellungen und Kameraperspektiven. Wer bis hierhin durchgehalten hat bekommt jetzt natürlich noch ein paar hilfreiche Tipps in Sachen Emotionen erzeugen. Um Emotionen zu erzeugen kann man verschiedene Kameraperspektiven nutzen. Wie eingangs bereits erklärt, kann man so beispielsweise eine Person als verloren darstellen, wenn diese alleine in einer Supertotalen zu sehen ist. Zudem kann man aber auch noch weitere Tricks, wie zum Beispiel die Höhe oder die Ausrichtung der Kamera nutzen.

Wird die Kamera zum Beispiel deutlich niedriger als euer Hauptobjekt eingestellt, wirkt die Person dadurch direkt größer, machtvoller und Stärker. Genau das Gegenteil ist logischerweise der Fall, wenn ihr eure Kamera über dem Augenlevel ausrichtet. Hierdurch wirkt die gefilmte Person kleiner, schwächer und vielleicht auch mit einer Situation überfordert. Diesen Trick könnt ihr also immer dann anwenden, wenn ihr eine Person besonders stark oder schwach wirken lassen möchtet.

Zudem könnt ihr auch noch mit der Ausrichtung eurer Kamera arbeiten. Wie ihr vielleicht in unserem Beitrag über Komposition gesehen habt, versuchen wir in der Regel unsere Kamera immer Parallel zum Horizont oder Linien im Bild auszurichten. Hiervon könnt ihr aber auch bewusst abweichen um den sogenannten „Dutch Angle“ zu erhalten. Der Duch Angle wird oft in Filmen genutzt um zu zeigen, dass die Situation gruselig, komisch oder unberechenbar ist. Hierbei dreht man die Kamera ein, sodass sie nicht mehr parallel zu den Linien im Bild läuft um bei Zuschauer*innen das Gefühl von Unwohlsein hervorzurufen. Besonders beliebt ist diese Einstellung in Horror- oder Action-Filmen, wo die Kamera von wenigen Grad bis zur komplett schrägen Ansicht gedreht wird.

Abwechslung: Ihr kennt jetzt verschiedene Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven, versucht doch mal diese verschiedenen Größen in euer nächstes Video einzubauen. Oft shooten wir die gleiche Szene in verschiedenen Einstellungen um später im Schnitt auf mehr Auswahl zurückgreifen zu können, das hilft oft auch dabei eine schöne Story und Durchgängigkeit zu erzeugen. Dabei sollte man auch darauf achten nicht dieselbe Einstellung zu oft hintereinander zu nutzen, da eine Szene sonst schnell langweilig werden könnte.

Achsensprünge vermeiden: Unterhalten sich in einer Szene zwei Personen miteinander, sollten Kameras immer auf einer Seite der beiden Personen positioniert werden. So wirkt das Bild im späteren Video logischer, da in der Regel immer eine Person nach links und eine nach rechts blickt. Würde man nun eine Kamera auf der anderen Seite positionieren, würden beide Personen in die gleiche Richtung blicken. Und wie ihr euch vorstellen könnt sieht das ziemlich komisch aus. Falls euch das übrigens mal im englischen begegnet, das nennt sich hier die 180 Degree Rule.

Zuschauen: Den nächsten Tipp den wir euch mitgeben möchten ist zuschauen! Wenn ihr das nächste Mal einen Film anschaut, achtet mal darauf welche Einstellungen und Kameraperspektiven genutzt werden, oft sieht man hier auch völlig neue Ansätze und kann sich die eine oder andere coole Einstellung abgucken. ;)

Nicht immer ans Lehrbuch halten: Und jetzt ganz wichtig: ihr müsst euch nicht immer ans Lehrbuch halten. Gerade bei den Einstellungsgrößen wird ständig hin und her diskutiert, ab wann eine Totale zu einer Supertotalen wird und wie viel Abwechslung es wirklich bei den Perspektiven benötigt. Lasst euch davon nicht beirren und schaut im Zweifel einfach, ob euch das Bild und das Gesamtkonzept gefällt. Manchmal ist es auch besonders cool eine Einstellung länger zu halten oder bewusst ein komisches Framing zu nutzen.

Equipment

Kameras,
Licht
& Ton

Unsere Favoriten

Fazit: Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven beim Filmen

Zusammenfassen lässt sich also sagen, dass es eine Vielzahl an Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven gibt, welche ihr frei mit einander kombinieren könnt. Hierbei könnt ihr natürlich nicht nur mit der Einstellungsgröße verschiedene Emotionen erzeugen, sondern auch mit der Ausrichtung eurer Kamera arbeiten. Zudem macht es auch manchmal Sinn die Regeln zu brechen. Schaut euch dazu einfach mal Herr der Ringe an. Hier wird öfter ein Achsensprung genutzt um zu zeigen, dass der Charakter Gollum mit seinem zweiten Ich spricht.

So jetzt hoffe ich, dass ihr einen guten Überblick zum Einstellungsgrößen und Kameraperspektiven bekommen habt. Ihr kennt nun die Grundlagen und wisst wie ihr verschiedene Einstellungen nutzen könnt. Wir wünschen euch jetzt ganz viel Spaß beim Ausprobieren!